Im Urlaub in Kroatien begab ich mich auf die Suche nach nachhaltiger Kleidung. Und bekam eine Idee davon, wie schwierig es sein kann, sich umweltfreundlich einzukleiden.
In Berlin zu wohnen bedeutet Zugang zu zahlreichen Vintage- und Second-Hand-Shops zu haben. Auch nachhaltig produzierte Neuware von kleinen DesignerInnen und großen Modeketten lässt sich in meiner Heimatstadt im Handumdrehen shoppen. Im Urlaub in Kroatien bekam ich eine Idee davon, wie aufwändig es sein kann, sich nachhaltig einzukleiden.
Endlich einmal Zeit zu haben oder eine unerwartete Party-Einladung können Gründe sein um im Urlaub bummeln zu gehen. Was veranlasst einen sonst noch?
Aus dem Weg große Textilproduzenten wie C&A, H&M, Mango und Lidl, die es in Kroatien gibt. Ich suche nachhaltig produzierte Kleidung aus umweltfreundlichen, natürlichen Materialien und fairer Produktion.
Als erstes recherchiere ich online und finde einen Souvenirladen mit ausschließlich lokal hergestellten Produkten: FJOK (deu. Schleife). Bei meinem Besuch unterhalte ich mich mit der netten Besitzerin, die ein Outfit (pinke Bluse, blaue Hose) in den Corporate Colors ihres Ladens trägt. Mir gefällt diese Liebe zum Detail. Ich frage sie nach kroatischen Modemarken, die nachhaltig sind. Die hilfsbereite Inhaberin des Souvenirladens empfiehlt mir, mein Glück in der nächstgrößeren Stadt der Region zu versuchen. Ich kaufe eine Grafik für das Kinderzimmer meiner Tochter und setze meine Mission fort.
Ich wandle durch die Gassen dieser wunderschönen alten Stadt mit etwas mehr als 30.000 Einwohnern und finde den Vintage-Laden Vintage LOVE. Gebrauchte Kleidung zu kaufen spart viel CO2 ein und ist damit umweltfreundlicher als Neuware. Sei es der Nebensaison oder einer Pause geschuldet, der Laden ist leider geschlossen. Durchs Fenster erspähe ich einen Jil Sander Blazer, den ich gern anprobiert hätte.
Mein Weg führt mich weiter in einen Second-Hand-Laden. Beim Durchsehen der Kleidung stelle ich schnell fest, dass es sich um Fast-Fashion handelt, die hauptsächlich aus synthetischen Materialien gefertigt ist. Da ich versuche, Kleidung aus Plastik zu vermeiden, werde ich hier nicht fündig.
In der Altstadt von Šibenik fällt mir eine Boutique ins Auge. Im Schaufenster hängen weite bunte Kleider. Diese Mode entspricht nicht meinem Stil, aber es handelt sich um lokal produzierte Kleidung, weshalb diese Entdeckung als Erfolg zu verbuchen ist.
Ein paar Urlaubstage verstreichen, dann besuche ich eine Mall. Es überrascht mich hier ein kleines Geschäft mit Kinderschuhen und -kleidung zu finden, die in Kroatien produziert werden. Fußbekleidung von Froddo lässt sich auch in Deutschland kaufen.
Im Geschäft stehen die umweltfreundlichen Treter vis-à-vis nachhaltiger Kindermode. Ein Mädchen-Kleid fällt mir positiv auf, da es aus bunten Streifen besteht. Hier wurden Stoffreste verwendet, was dem Zero Waste Prinzip entspricht und besonders nachhaltig ist. Meine Tochter mag alles, was wie ein Regenbogen aussieht. Dennoch kaufen wir in diesem Laden kein Sommerkleid für die letzten drei Urlaubstage, sondern Hausschuhe aus Wollfilz mit Barfusssohle für den kommenden, kalten Berliner Winter.
Mein Fazit: Mit Zeit und Recherche ist es auch im Urlaub möglich, nachhaltige Kleidung zu entdecken. Das Urlaubsland lässt sich so von einer neuen Seite erkunden. Zehn Jahre lang hatte ich mein Ladenatelier in Kreuzkölln und so gefiel mir vor allem der Austausch mit den kroatischen GeschäftsinhaberInnen.
Nachhaltiges, bewusstes Kleider-Shopping braucht Zeit und Hingabe.
Wird auf der Reise schnell ein Basic benötigt, ließe sich auf Produkte aus nachhaltigen Stoffen von DM oder C&A zurückgreifen. Das ähnelt der Situation in Deutschland.
Auch wenn ich in diesem Urlaub kein Kleidungsstück für mich gekauft habe, werde ich wiederkommen. Vidimo se (deu. Mach´s gut) - Beiger Jil Sander Blazer.
Jana Reiche
Jana
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