Nachhaltiges Adventsshopping in der Mall mit 90er Jahre Feeling.
Nachhaltiges Adventsshopping in der Mall mit 90er Jahre Feeling.
Auf der Suche nach Kinderunterwäsche aus zertifizierter Bio-Baumwolle betrat ich zufällig den Strike Store im 1. Stock des C&A Geschäfts in der Mall of Berlin am Leipziger Platz.
Sofort fühlte ich mich zurückversetzt in mein Berlin der 90er Jahre und entschloss mich, für eine Weile in dieses Lebensgefühl einzutauchen.
Eine Reise nach Berlin ist für dieses Shopping-Erlebnis übrigens nicht nötig. Strike Stores gibt es in ganz Deutschland: Auf der Strikeplanet Webseite zähle ich 14 Locations.
Old school Hip-Hop und Rap Musik triggert bei mir positive Empfindungen: Ich erinnere mich an das Tanzen im Club, Chillen mit Freunden, den Besuch von Konzerten von Fugees bis Eminem und den damit verbundenen Spaß. Musik aus dem Goldenen Zeitalter des Hip-Hops ist meine Feelgood-Mucke und eben diese läuft im Berliner Strike Store.
Die Graffiti-Kunst im Laden ruft bei mir auch gute Erinnerungen hervor. Alle Schilder im Schaufenster und der Verkaufsfläche sind im Old School Graffiti-Stil gestaltet. Als Teenager hing ich mit Skatern und Graffiti-Künstlern ab und probierte mich selbst im Sprühen. Ich begann, meine Kreativität öffentlich zu zeigen. Zu dieser Zeit erwachte auch mein Interesse an der Fertigung von Kleidung.
Die Kleidung im Strike Store ist lässig.
T-Shirts, Sweater, Jeans. Aber auch diese wirken auf mich wie das Abbild von 90er Jahre Mode. Einerseits wegen der amerikanischen Marken wie Dickies oder Tommy Hilfiger, die ich mit früher assoziiere, andererseits weil sich aus dieser Kleidung typische Looks von damals nachstylen lassen: Weite Jeans für Skater*innen, karierte Flanellhemden für den Grunge-Look und Trikots à la Michael Jordan für alle, die gern Basketball spielen (oder nur zugucken).
Nein. Ich glaube nicht einmal, dass ich zur Hauptzielgruppe von Strikeplanet gehöre. So passt es, dass ich schätzungsweise 80% des Sortiments nicht (mehr) tragen würde. Dazu gehören Produkte wie Adidas-Trainingshosen, Baggy-Jeans und Bundeswehr-Parka. Auch Kleidung mit großen Markenlogos wie von Levis oder Nike passt nicht zu meinem heutige Style. Die dicken Kapuzenpullis der Strike-Eigenmarke mit Graffiti-Stickmotiv finde ich hingegen ziemlich cool und gut gemacht. Hier wird dick aufgetragen, als Berlinerin mag ich das.
Okay, ich sehe nicht mehr so aus wie vor 25 Jahren und möchte mich auch nicht mehr so kleiden. Werde ich trotzdem fündig?
Ja, wenn ich umdenke: Weniger Lauryn Hill, mehr Lady Diana. Wertige Materialien, Knitwear statt Sweater. Ich finde eine Strickjacke von Ralph Lauren, ein hochgeschlossenes Kleid in Midi-Länge und ein Sommerkleid mit Spitze, die mir gefallen. Aus dem Strike Sortiment im Berliner Store ließe sich leicht ein 90er Jahre Ladylike-Look zusammenstellen.
Second-Hand-Läden bestehen aus Einzelstücken. Das Angebot variiert von Laden zu Laden. Deshalb solltet ihr dem Strike Store in eurer Nähe auf jeden Fall einen Besuch abstatten.
Endlich kann ich von meinem Lieblings-Second-Hand-Laden berichten, den es leider nicht mehr gibt. Die GARAGE.
Drei Jahrzehnte gab es die kreativ gestaltete GARAGE in Berlin-Schöneberg. Der Laden war einer der ersten weltweit, die Kleidung zum Kilopreis verkauften. Ich erinnere mich an den Preis von 13 Mark pro Kilo. Heute wird ein Kilo Vintage-Kleidung für 25 € als günstig angesehen. Die GARAGE gab mir als Teenager die Möglichkeit, mich individuell und preiswert einzukleiden. Anfangs führte eine Einfahrt, deren Wände mit Graffiti besprüht waren, runter in das Geschäft.
In der GARAGE tauchte ich in eine kreative Welt ein, fand Inspiration, traf auf verschiedene Menschen und informierte mich durch Flyer über Veranstaltungen und Events.
Strike ist oldschool und zugleich zeitgemäß
Strike erinnert mich zwar an die GARAGE, es gibt jedoch einen Unterschied: Die Vision. Strike zieht cooles Second-Hand-Shopping deutschlandweit auf und macht es so einer breiten Masse von Menschen zugänglich. Das ist unternehmerisch und zugleich nachhaltig. Es gibt so viel Kleidung, dass wir nichts neu Produziertes kaufen müssten.
Der Gebäudekomplex, in dem die GARAGE zuhause war, wurde wegen Abriss- und Sanierungsarbeiten geräumt und die GARAGE schloss im Jahr 2020. Strike stirbt nicht, wenn die Miete erhöht oder das Gebäude saniert wird. Höchstwahrscheinlich wird einfach auf einer anderen Ladenfläche weitergemacht.
Strike geht dorthin, wo fast fashion verkauft wird. Und ist dadurch eine leicht zugängliche nachhaltige Shopping-Alternative. Absolut empfehlenswert.
Jana Reiche
Jana
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